Da die Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen im Zuge der aktuellen COVID-Verordnung keine Genehmigung für diese Veranstaltung ausstellen konnte, muss sie leider absagt werden. Bereits gekaufte Karten werden in Form von Musiksommer-Gutscheinen rückerstattet!
Genre
Besetzung
Die Winterreise: Fassung für Stimme & Drehleier
Wilhelm Müller (1794-1827)
Franz Schubert (1797-1828)
„Die Verbindung von Schuberts Winterreise zur Drehleier entstand ganz selbstverständlich durch den „Leiermann“, der im letzten Lied des Zyklus zumeist als Sinnbild für Wahnsinn, Tod und Erstarrung verstanden wird.In den Texten Wilhelm Müllers faszinierte mich von Anfang an die ständige Flucht des lyrischen Ichs vor der inneren Zerrissenheit in eine (Todes- und Liebes-) Sehnsucht, deren reale Unstillbarkeit in Schuberts Vertonung erahnbar wird. Als »Leiermann« war ich bei der Herausforderung, die zahlreichen vor allem harmonischen Nuancen dieser musikalischen Ahnung zu interpretieren, von vornherein zum Scheitern verurteilt. So wird das Ende der Winterreise zum Ausgangspunkt und rückt damit die Unerfüllbarkeit und Einsamkeit in den Vordergrund dieser Fassung für Gesang und Drehleier.“
— Matthias Loibner
„Die Enttäuschung und den Wunsch nach Erfüllung in beiden Händen festhaltend – dieses Bild innerer Zerrissenheit offenbart sich in den Worten Müllers und in der Vertonung Schuberts in Müllers Todesjahr 1827. In einer einmaligen Seelenverwandschaft tauchten beide ihre Sehnsucht in ihre Kunst, um auf zwei Wegen Eines zu sagen. Ein unisono der Gefühle fließt in jedem Vers und in jeder musikalischen Phrase. Die Idee des Grazer Regisseurs Ernst M. Binder weckte in mir eine Begeisterung und eine unwiderstehliche magische Anziehung, diese Reise durch diesen Winter der Gefühle anzutreten. Und schon nach wenigen Worten Müllers und einigen von Schuberts Tönen entstand das Bedürfnis, diese Gefühle fragil und nackt und von unnötigem Schmuck befreit zu erzählen um so dem Zuhörer mit der Stimme als Spiegel zu dienen, und ihn teilhaben zu lassen an der intimen Kommunikation zwischen Müller und Schubert, die im ganzen Zyklus einmalig aus der Tiefe leuchtet.“
— Nataša Mirkovic
Matthias Loibner
Matthias Loibner ist mit seiner Drehleier permanent auf Wanderschaft quer durch Stile und Zeiten. Als gefragter Künstler in unterschiedlichsten Ensembles und Projekten in aller Welt sammelt er die Eindrücke seiner Reisen, Beobachtungen und Begegnungen im faszinierenden Klang der Drehleier. Uralt, noch nie gehört, sanft und sägend, kratzend und wunderschön entstehen dabei zeitlose Hörbilder, gespeist aus einem großen Repertoire zwischen Klassik, Elektronik, Tradition und Imagination.
Für sein expressives Spiel, seine Virtuosität und seine stilistische Bandbreite erhielt er schon Beinamen wie Jimi Hendrix, Astor Piazzola aber auch James Bond oder Harry Potter der Drehleier.
Matthias Loibner wurde 1969 in Österreich geboren und begann Musik zunächst auf Klavier und Gitarre zu spielen. Mit 17 lief er von zu Hause weg um Straßenmusikant zu werden, begann aber später einige Jahre Komposition und Orchesterleitung in Graz (Österreich) zu studieren. Seine Zuneigung zu traditioneller Musik führte ihn jedoch zur Drehleier, der zuliebe er sein Studium beendete und bereits 1994 den ersten Preis beim „Concours des vielles et cornemuses“ in St. Chartier (Frankreich) gewann.
Schwerpunkte seiner musikalischen Tätigkeit sind bisher Originalliteratur für Drehleier aus dem französischen Barock (u.a. mit Christophe Coin, Le Concert Spirituel oder Les Musiciens de Saint Julien), die Ersteinspielung von Joseph Haydns Werken für „lira organizzata“ (mit Christophe Coinund dem Ensemble Baroque de Limoges), Arrangement und Aufnahme von Franz Schuberts „Winterreise“ (mit Nataša Mirkovic) und die erweiterte Verwendung der Drehleier unter anderem durch elektronische live-Bearbeitung in Jazz, World und improvisierter Musik (ua. mit Nataša Mirkovic, Franz Hautzinger, Peter Rosmanith, Lucas Niggli, Basel Rajoub, Christof Dienz, Christian Zehnder, jazzbigbandgraz, Den Sorte Skole, Benedicte Maurseth, Caitriona O’Leary, Ross Daly).
Matthias Loibner komponierte und spielte Film- und Theatermusik ein ua. für Karl Markovics, Henning Mankell, Dimiter Gotscheff, Thomas Wander und Sandy Lopi?i?. Er verfasste ausserdem zusammen mit Riccardo Delfino das deutschsprachige Standard-Lehrbuch für Drehleier und unterrichtete an der Academy of Music and Dramatic Arts of Esbjerg, Dänemark, The Royal College of Music in Stockholm, Schweden und in workshops in vielen Ländern Europas, Japan und Australien.
Nataša Mirkovic
Die Sängerin und Schauspielerin aus Bosnien-Herzegowina studierte Musikwissenschaften und klassischen Gesang in Sarajevo, Lied und Oratorium in Graz und lebt mittlerweile seit vielen Jahren in Wien. Ihr solistisches Engagement reicht von der Grazer Oper bis zur Volksoper Wien, wo sie in einigen Schauspiel-, Opern- und Musicalproduktionen auftrat. Sie beschäftigt sich gerne mit der klassischen Liedkunst, mit Barockmusik sowie der traditionellen Volksmusik und ist europaweit auf renommierten Bühnen wie auch bei internationalen Festivals eine gefragte Künstlerin.
„Seit 2004 hat Nataša Mirkovic vor allem als Partnerin von Drehleier-Virtuose Matthias Loibner im Duo Ajvar & Sterz von sich reden gemacht, mit dem sie Verbindungslinien zwischen Mittel- und Südosteuropa, bosnischer Sevdalinka-Liebespoesie und Wienerliedern, bulgarischen Horos und Schützentänzen aus dem Salzkammergut knüpft und zuletzt Franz Schuberts Winterreise einer aparten Neudeutung unterzog.“ (Andreas Felber Ö1)
Auf die CD Winterreise, ausgezeichnet mit dem Ö1 Pasticciopreis, folgte ein neues CD-Programm: soul*motion, das Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem namenhaften Komponisten und Kontrabassisten Nenad Vasilic. Mit soul*motion, einer sehr persönlichen Auswahl ihrer Lieblingssongs, rufen beide Künstler Erinnerungen an die jugoslawische Rock- und Popmusik der 70er und 80er Jahre wach.
Nataša Mirkovics große Vielseitigkeit, die sie in den verschiedensten Genres bewiesen hat, wurde auch in Hollywood vom Komponisten Gabriel Yared erkannt, der sie dazu einlud, den Titelsong zu Angelina Jolies Filmregie-Debut In the land of blood and honey zu singen und mit dem sie erfolgreich weiter an verschiedenen Film-Produktionen arbeitet, so wie zuletzt für The Promise, ein Film von Geoge Terry.
Die Liebe zur Folklore führt die Sängerin immer wieder zu ihren Wurzeln, zu den Musiktraditionen des Balkans zurück. In diesem Sinne ist auch ihr neuestes Programm En El Amor entstanden (mit Michel Godard – Serpent und Jarrod Cagwin – Perkussion), das sephardischen Liedern aus Südosteuropa gewidmet ist. Im November 2017 erhielt sie dafür den Preis der deutschen Schallplattenkritik.
Neben ihrer regen Konzerttätigkeit unterrichtet Nataša Mirkovic seit 15 Jahren weltweit die von ihr selbst entwickelte Methode der Universellen Stimmführung und gibt dieses Wissen an professionelle SängerInnen, GesangspädagogInnen und Laien weiter.
„Diese eigenwillige Variation Schuberts "Winterreise" ist von einer großen Leidenschaft durchzogen. Selten habe ich Schubert so fremd und doch so begreifbar gehört. Ein wunderbarer poetischer Augenblick der Besinnung, den die beiden Musiker gezaubert haben.“ — Karsten Rube, folkworld
„Loibner setzt noch eine ganze Palette von Effekten hinzu, bringt nebeltrübe Fade-outs und eisige Kratzgeräusche wie aus dem Hörspielstudio auf seiner Drehleier hervor. Was sie an Tonumfang gegenüber dem Klavier vermissen lässt, macht er mit Fantasie wieder wett. Mal glaubt man nur eine Bratsche zu hören, dann eine Orgel, mal ein ganzes Schrammel-Orchester und, wenn er es schnarren lässt, sogar krähende Hähne und die Raben auf dem Dach.“ — Deutschland Radio
„Eine tief bewegende und aussergewöhnliche Version der Winterreise.“ — Ian Bostridge