Es schadet nicht, das originale Wienerlied aus den letzten Jahrhunderten zu kennen und zu mögen. Doch beides braucht man nicht für den Genuss der beiden Vollblutkünstler Klemens Lendl und David Müller. Der raunzende Herzblutvortrag dieses intelligenten, authentischen und exzellent harmonierenden Duos birgt so viel Komik und Kunstfertigkeit, dass zum Grübeln und Hinterfragen ohnehin kein Raum bleibt. Wienerlied vom allerfeinsten, virtuos dargeboten in zeitgenössischem Zwirn.
Genre
Besetzung
Musik von Welt – aus Wien
Buenos Aires hat den Tango, Lissabon den Fado, Paris die Chansons. Wien hat das Wienerlied – als unverwechselbaren Ausdruck des Lebensgefühls dieser Stadt. Und das Wienerlied lebt! Daran sind Die Strottern nicht ganz unschuldig: Seit über 20 Jahren entstauben Klemens Lendl und David Müller das Wienerlied musikalisch und inhaltlich so gründlich, dass aus einer lokalen Liedtradition eine Musik entsteht, die auf der ganzen Welt verstanden wird. Davon zeugen auch Auszeichnungen wie der Deutsche Weltmusikpreis RUTH oder der AMADEUS Austrian Music Award.
Über die Musik
Das Wienerlied ist in einem Schmelztiegel von Nationen entstanden. Das macht es so reich an musikalischen Einflüssen: Volksmusik, Theaterlied, französische Walzer, die Musik des Balkans. Die Strottern verarbeiten neben der Wiener Tradition zeitgenössische Musiksprachen wie Jazz, Pop und Weltmusik. Natürlich bildet der Walzer, der Puls der Stadt, das Fundament der meisten Strottern-Lieder. Mal im 3/4-Takt elegant tanzend, dann wieder trunken torkelnd, zielen Die Strottern mit ihren süffigen Melodien mitten ins Herz des Publikums, immer an der messerscharfen Grenze von tief empfundener Kunst und Schmachtfetzen entlang wandelnd. Dann gibt es wieder einen schroff-dadaistischen Freejazz-Ausbruch und schon ist der musikalische Mischmasch angerührt, der Die Strottern jenseits aller Genregrenzen und Stilrichtungen heimisch macht. Und so spielen sie auch auf Bühnen aller Art: von Klassikfestivals über Kleinkunstkeller bis zu Weltmusikbühnen und Jazzclubs.
Der Name
Der Altwiener Ausdruck „Strotter“ steht für „Gauner, Landstreicher, Strauchdieb, Gelegenheitserwerb Suchender“. Im Wiener Mundartwörterbuch steht auch: „Die nach Verwertbarem suchen“. Und das machen Die Strottern im mehr oder weniger reichen Wiener Liedschatz. Und wenn sie nichts finden, dann singen sie eben ihre eigenen Lieder.
Und außerhalb Wiens, versteht man das?
Musik ist eine Sprache, die die ganze Welt versteht. Die Strottern sind begnadete Kommunikatoren. Klemens Lendl ist ein generöser Moderator des eigenen Stoffs, pointensicher und sympathisch, aber wenn es darauf ankommt, wenn ein Lied die vollkommene Stille braucht, das innere Schweigen zwischen den Zeilen, dann lauschen die Strottern auf der Bühne mit geschlossenen Augen in die eigene Musik hinein, um dem Geheimnis, das ihr innewohnt, wieder ein kleines Stück näher zu kommen. 2012 wurden Die Strottern mit dem Deutschen Weltmusikpreis RUTH ausgezeichnet. Die JurorInnen waren des Wienerischen allesamt nur bedingt mächtig: Achim Bergmann (Trikont Label Chef), Urna Chahar-Tughi (Mongolische Musikerin), Torsten Hinger (Veranstalter NATO-Club Leipzig), Jiri Plocek (Folkmusiker und Hörfunkredakteur Brünn/Tschechien) und Petra Rieß (Musikwissenschaftlerin und Journalistin aus Hamburg). In der Jury-Begründung steht: „Wer „Die Strottern“ einmal erlebt hat, wird sie nicht mehr los. Ihre Wiener Lieder nisten sich ein in Herz und Hirn…. Das Wiener Lied funktioniert auch bestens außerhalb der Donau-Metropole. Denn diese beiden musikalischen Gauner haben es klug aufpoliert und zukunftsfähig gemacht, musikalisch mit Elementen des Jazz und Blues, bissig humorvoll in den Texten.“
„… Und niemals schwanken ihre Rhythmen in nostalgisch-weinseligem Takt-Brei vor sich hin. Ihre brillant-krative Melange aus Blues, groovigem Jazz und hiesig-überbrachter Tradition schäumt weit geschmeidiger als jedes „Obershäubchen“. „Nua ka schmoez ned“ mahnte der legendäre H. C. Artmann anno 1958 in einem seiner Werke. Die Strottern agieren ganz in seinem Sinn. Schmalz- und Raunz-befreit. Erweisen Größen wie Helmut Qualtinger mit neuen Kompositionen die Ehre. Machen Altes neu und Neues gut. Mit Können, Verve und Schmäh, die frische Lust aufs Wienerische machen. Die Wahrheit ist: Man muss die Stadt nicht einmal mögen, um das zu lieben, was die Lendl und Mu?ller in ihrem Namen hören lassen. Warum man sich das „geben“ sollte? Weil ’s Leben dann „wia tanzen“ ist. Wenigstens fu?r diesen einen Abend.“
— Elisabeth Schneyder, Konzerthaus-Programmheft, 2018
„…So nehmen die Songs der Strottern auch auf eine traumwandlerisch sichere Weise Fahrt auf und bewegen sich mit größter Leichtigkeit in die Regionen des Witzes und des Sentiments, und mir nichts dir nichts versetzen sie das Herz des Zuhörers in ungeahnte Schwingungen. Also greift David Müller wieder in die Saiten seiner 120-jährigen Gitarre, d-d-pn-d-d-pnong-d-d-pn-dd-pnong—wong— und jetzt beginnt Klemens Lendl im „Café Heumarkt“ das Lied zu singen, für das er sich übrigens ganz zu Recht als Star fühlen darf. „Wia tanzn is“, 2012 auf dem gleichnamigen Strottern-Album erschienen, erzählt die Geschichte einer Liebe, die für ein ganzes Leben bestimmt ist….“
— Christian Seiler, Kurier, 2018