„In der intimen Zwiesprache von Geige und Klavier spielten die Schwestern ihren größten Trumpf aus: ein geradezu blindes Vertrauen, traumhaft ausdrucksstark im Zusammenspiel, ohne eine Spur von Routine.“ (Ostsee-Zeitung, 16.10.17)
Genre
Besetzung
In 80 Minuten um die Welt
„Von höchster Präzision getragen“ beschrieb Kerstin Gebel vom SWR2 ihr Spiel – nicht zuletzt deshalb gehört Lea Birringer schon lange „zu den herausragenden Geigerinnen der jungen Generation“ (NDR Kultur).
Nachdem sie erst kürzlich durch zwei kammermusikalische CD-Einspielungen, die in Zusammenarbeit mit ihrer Schwester, der Pianistin Esther Birringer, entstanden sind, von sich hören machte, veröffentlicht das britische Label Rubicon Classics diesen Herbst Lea Birringer’s solistisches Debüt-Album Di tanti palpiti, das mit virtuosen Bravourstücken aufwartet. Dabei lässt die deutsche Geigerin ihre unverkennbaren Charakteristika, die Kritiker an ihr schätzen, mit in die Aufnahme einfließen: Verve, Engagement und Herzblut sind die Wesensmerkmale, mit denen Lea Birringer am häufigsten in Verbindung gebracht wird. Viel Liebe zum Detail gepaart mit einem hohen konzeptionellen Anspruch prägen ihr virtuoses Spiel, während sie „mit scheinbarer Beiläufigkeit an der Geige ein Feuerwerk entfesselt“ (O-Ton).
Einige Werke aus der neuen CD stehen auf dem heutigen Programm: Waxmans Carmen Fantasie, ebenso wie Sarasates Zigeunerweisen oder die I Palpiti Variationen von Paganini.
Lea Birringer steht mit ihrer Geige zwar im Mittelpunkt, aber nicht allein: Die seit Jahren bewährte Zusammenarbeit mit ihrer Schwester Esther Birringer gelingt auch hier wieder eindrucksvoll. Während die Pianistin ihrem Instrument Melodien „voll inniger Lyrik und perlender Geläufigkeit“ (Voralberger Nachrichten) entlockt, rundet sie mit ihrer erlesenen Klavierkunst den Gesamteindruck vortrefflich ab.
Die musikalische Reise beginnt am heutigen Abend mit dem jungen Henrik Wieniawski in Polen. Die frühen Werke des polnischen Violinisten sind gespickt mit technischen Schwierigkeiten und virtuosen Effekten, so auch die Polonaise de concert, op. 4 in D-Dur. Deren Charakteristika sind die schnellen Wechsel zwischen Moll- und Dur-Abschnitten, von einer rhythmisch energischen Eröffnung bis hin zu lyrischen, teils melancholischen Melodien.
Weiter geht es im Programm mit dem norwegischen Komponisten Edvard Grieg, der in ebenso jungen Jahren seine Violinsonate op. 8 in F-Dur schrieb. Überschwängliche Leichtigkeit und Schwärmerei treffen in diesem kammermusikalischen Werk auf romantischen Ausdrucksreichtum gespickt mit folkloristischen Elementen.
Von Skandinavien aus begeben wir uns nach Spanien, um genau zu sein zu Pablo de Sarasate. Mit seinen Zigeunerweisen entfloh der Komponist in die Welt der Zigeuner. Sarasate dürfte die Anregung für dieses Werk bei einem Aufenthalt in Budapest durch volkstümliche Lieder und Tänze erhalten haben, von damals weit verbreiteten ‚Zigeunerkapellen’ dargebracht. Es entstand ein Glanzstück par excellence, das an die Geiger höchste Anforderungen stellt.
Und schon geht es rasant weiter nach Italien, wo wir auf Niccolò Paganini treffen. Mit seinem Werk I Palpiti op. 13 in A-Dur, das auf einer Arie aus der Oper ‚Tancredi’ von Gioachino Rossini basiert, hat der Italiener eine hochvirtuose Komposition erschaffen, die mit allerlei technischen Finessen aufwartet.
Wir bleiben noch eine Weile in Europa und hören den Franzosen Camille Saint-Saëns, der vor allem durch seinen „Karneval der Tiere“ große Bekanntheit erlangte. Durch des Komponisten Faible für spanisches Kolorit entstand sein Introduction et Rondo capriccioso op. 28, ein effektvolles Bravourstück im romantisch-virtuosen Violinrepertoire.
Aus der Feder des in Oberschlesien geborenen Franz Wachsmann, der sich nach seiner Emigration in die USA Franz Waxman nannte, stammt das folgende Arrangement für Violine und Klavier, die Humoreske Nr. 7 poco lento e grazioso. Als Filmkomponist machte sich Waxman in Hollywood einen Namen, so ist es nicht verwunderlich, dass ihm seine Humoreske im gleichnamigen Filmdrama von 1946 eine Oscar-Nominierung einbrachte. Das originale kurze Instrumentalstück ist Teil des acht Humoresken umfassenden Klavierzyklus’ op. 101 des böhmischen Komponisten Antonín Dvo?ák und lässt sich zweifellos als dessen bekanntestes Klavierwerk bezeichnen.
Der letzte Programmpunkt führt uns nach Sevilla, Schauplatz von George Bizets Oper Carmen, die bis heute zu den beliebtesten und meistaufgeführten Werken des Opernrepertoires zählt. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts haben etliche Komponisten und Interpreten die populärsten Arien und Melodien der damaligen Opern extrahiert und sie als Arrangements zur Aufführung gebracht. George Bizets ‚Carmen’ regte unter anderem Franz Waxman zu einer Paraphrase an, zu seiner Carmen Fantasie. Mit ihrer überbordenden Virtuosität stellt dieses Werk ein grandioses Finale dar.
H. Wieniawski – Polonaise de concert op. 4 D-Dur
E. Grieg – Sonate für Violine und Klavier op. F-Dur
P. de Sarasate – Zigeunerweisen op. 20
N. Paganini – I Palpiti op. 13
C. Saint-Saens – Introduction et Rondo capriccioso op. 28
A. Dvorák – Humoresque op.101/7 (arr. F. Waxman)
F. Waxman – Carmen Fantasie